Seltsamer Titel. Verkopftes Thema. Wer hier eine Anleitung sucht, wie man sich von einer Büroklammer zu einem Ferrari F40 hoch tauscht, ist hier leider falsch.
Heute geht es darum, wie man, oft unbewusst, über die Zeit erworbene Fahrsicherheit (Trainings, Erfahrung etc.) gegen einen riskanteren Fahrstil eintauscht. Im schlechtesten Falle ist man dann, trotz Fahrpraxis etc., gefährdeter Unterwegs als in den ersten Stunden auf dem Motorrad.
Jeder hat sie schon einmal gesehen. Viele drehen in Fremdscham den Kopf weg, wenn ihnen dieses Laune der Natur über den weg fährt. Wahlweise in Neon-Orange oder Neon-Gelb gehüllt und oft mit einem Selbstbewusstsein unterwegs, das nur jemand haben kann, der sich freiwillig so ein Ding überstülpt. Der Sicherheit soll es dienen, vor allem der eigenen. Und man müsse sich doch, gerade in Zeiten wie diesen, schützen! Wir sprechen hier leider nicht von Kondomen, sondern von Warnwesten an Motorradfahrern. Den Preppern unter den Zweiradtreibern. Die menschgewordene Zip-Off Hose. Die Funktionsweste unter den Geschöpfen Gottes. Es ist einfach ein Elend. Aber wir müssen darüber reden.
Sieht noch nicht nach Frühling aus, riecht aber so.
Bald ist es wieder so weit: der Frühling naht! Und wer in Naturkunde aufgepasst hat, der weiß: mit dem Frühling kommen auch die Motorräder wieder zurück! Klar, es gibt immer ein paar ganz harte Hunde, die über den Winter doppelt so viele Kilometer gemacht haben als davor im Sommer, weil im Sommer kann das ja jeder und im Winter halt nur die richtig krassen bla bla bla…
Für den überwiegenden Rest, egal ob mit oder ohne Saisonkennzeichen, dürfte die Realität aber eine andere gewesen sein: Man ist, wenn überhaupt, nur selten gefahren und dementsprechend eingerostet ist man. Es wird sich vor dem Saisonstart viel damit beschäftigt, dass das Motorrad technisch Fit ist. Batterien werden geladen, Luftdrücke werden kontrolliert, die Kette überprüft und hier und da werden ein paar bewegliche Teile geschmiert. Alles richtig und wichtig, aber auch der Fahrer sollte fit sein für die neue Saison.
Immer wieder begegne ich Menschen, die mich mit viel Verwunderung zurücklassen. Im Bereich Motorrad fahren sind es oft die, die elektronischen Helfern wie z. B. ABS ihre Daseinsberechtigung absprechen wollen. Über die Jahre ist mir aufgefallen, dass man diesen Typ Mensch anhand einiger Merkmale recht treffsicher erkennen kann: (immer!) männlich, über 40, leichter bis stark ausgeprägter Bauchansatz und das Haar auf dem Rückzug vom letzten Gefecht. Den Führerschein natürlich schon so lange in der Tasche, dass man dazu noch „Lappen“ sagt und man schon genau überlegen muss, wie lange man den Motorradführerschein jetzt eigentlich hat. Die jährliche Fahrleistung spielt sich dann aber natürlich im unteren Tausenderbereich ab, wenn überhaupt. Natürlich trifft das nicht immer zu 100 % zu, aber es ist schon auffällig.
Da leuchtet es frech, das böse ABS
Woher dieser Hass auf ABS & Co. kommt? Ich denke, es liegt daran, dass sich dieser Typ Mensch recht schnell bevormundet fühlt. Er will selbst entscheiden, wann und wie stark er bremst. Generell ist dieser Typ Mensch sowieso gerne sein eigener Herr und hat stets gerne die alleinige Befehlsgewalt was seine Entscheidungen betrifft. Was wiederum auf eine lustige Art interessant ist, wenn man bedenkt, wohin diese selbst getroffenen Entscheidungen bei so mancher Person geführt haben. Eine ordentliche Portion Selbstüberschätzung kommt da natürlich noch obendrauf, sonst wäre es ja nur halb so anstrengend.
Sätze, die man dabei oft hört: „ICH habe ja noch RICHTIG Motorrad fahren und bremsen gelernt damals!“ Ja Achim. Du hast auch mal Mathematik gelernt, wenn ich dich jetzt aber fragen würde, was es mit dem Distributivgesetz oder einem Skalarprodukt auf sich hat, würde nicht viel mehr als ein Stammeln aus dir rauskommen, nur damit du im nächsten Moment verkünden kannst: „Pha, das braucht doch kein Mensch! Mir reicht Plus und Minus! So!„
Aber bevor ich hier zu sehr abschweife, schauen wir uns doch mal an warum ein ABS System am Motorrad keine schlechte Idee ist.
Man mag mich eitel nennen, aber ein Helm sollte zumindest in groben Zügen zum Motorradpassen. Sowohl in der Art (Jethelm, Integralhelm etc.) als auch farblich. Das war der Hauptgrund, warum ich mir den RPHA 70 von HJC vor etwas über einem Jahr besorgt habe.
Nach der ersten Saison und knapp 12.000 km erlaube ich mir mal, ein kurzes Fazit zu dem Helm zu ziehen.
Man kennt es. Man ist mit dem Motorrad unterwegs, man kommt an einem schönen Fleckchen vorbei und entschließt sich, das Motorrad sich selbst zu überlassen und auf eine kurze Sightseeing-Tour zu gehen. Also Lenkradschloss rein, Schlüssel abziehen, nochmal sanft über den Tank streicheln… Aber was macht man mit dem Helm? Schleppt man ihn mit? Natürlich nicht. Jedes Gramm das man tragen muss ist eines zu viel (auch wenn so ein Helm ein super Einkaufskorb ist). Was macht man also? Man hängt ihn locker ans Motorrad und schlendert pfeifend und voller Zuversicht davon.
Jetzt bin ich nicht unbedingt ein misstrauischer Typ, der sich ständig in der Gefahr sieht, beklaut zu werden. Generell bin ich eher einer von denen, der sich denkt: „mich beklaut doch keiner! Ich beklaue ja auch keinen!“. Aber es ist wie so oft: Gelegenheit macht Diebe. Und da ein Motorradhelm ziemlich leicht zu entwenden ist und gerne mal 600 €+ kostet, ist die Verlockung entsprechend groß. Von der ärgerlichen Tatsache, dass sich das Weiterfahren ohne Helm dank der bestehenden Helmpflicht auch erledigt hat, mal ganz abgesehen.
Hallo Christian aka KurvenradiusTV! Erst mal vielen Dank, dass du an diesem Interview teilnimmst! Viele werden dich durch Instagram oder deine Youtube Videos kennen, in denen du verschiedene Reifen testest, aber auch auf das Thema „sicher Motorrad fahren“ eingehst. Für mich persönlich bist du eine „bekannte Nummer“ in der Motorradszene, daher dachte ich, es ist mal Zeit für ein kleines Frage/Antwort Spiel! Legen wir direkt los!
Es gibt Situationen im Leben eines Motorradfahrers auf die wir, oberflächlich betrachtet, keinen Einfluss haben. Jemand nimmt uns die Vorfahrt. Jemand übersieht uns beim Abbiegen. Ein Auto zieht unvermittelt aus der Kolonne, die wir gerade überholen wollen. Auf die Handlungen der anderen Verkehrsteilnehmer haben wir erst mal keinen Einfluss. Dennoch können wir viele solcher Situationen entschärfen, indem wir ein paar Dinge beachten.