Seltsamer Titel. Verkopftes Thema. Wer hier eine Anleitung sucht, wie man sich von einer Büroklammer zu einem Ferrari F40 hoch tauscht, ist hier leider falsch.
Heute geht es darum, wie man, oft unbewusst, über die Zeit erworbene Fahrsicherheit (Trainings, Erfahrung etc.) gegen einen riskanteren Fahrstil eintauscht. Im schlechtesten Falle ist man dann, trotz Fahrpraxis etc., gefährdeter Unterwegs als in den ersten Stunden auf dem Motorrad.

Natürlich fährt man am Anfang seiner Motorradkarriere zaghafter als nach vielen Tausend Kilometern. Das ist auch wichtig, da man in der ersten Zeit auf dem Motorrad leichte Beute für den Sensenmann ist. Fehlende Routine, Schräglagen sind einem noch suspekt, die Fahrdynamik eines Motorrades ist noch völlig ungewohnt und vieles mehr, an das man sich erst noch gewöhnen und ein Gefühl dafür bekommen muss. Uns geht es da quasi wie einem jungen Häschen in freier Natur. Und wenn das kleine Häschen nicht aufpasst, wird es vom Fuchs geholt.
Mit der Zeit verschwindet dieses zaghafte Verhalten Stück für Stück. Auch das ist ein natürlicher Prozess. Das Vertrauen zum Motorrad steigt. Man hat sich an die Maschine gewöhnt, im besten Fall setzt das viel zitierte „verschmelzen“ zwischen Mensch und Maschine ein. Man gewinnt Sicherheit im Umgang mit dem Motorrad.
Allerdings sollte man ein Auge darauf haben, die gewonnene Fahrsicherheit und den damit einher gehenden Sicherheitspuffer nicht permanent von einem riskanteren Fahrstil auffressen so lassen. Seien es höhere Kurvengeschwindigkeiten, Überholmanöver, mehr Schräglage oder ein späteres Anbremsen vor Kurven.

Das Diagramm oben zeigt, wie es nicht sein sollte. Am Anfang gewinnt man recht schnell an Sicherheit (Grün). Man ist viel unterwegs, besucht das ein oder andere Fahrsicherheitstraining, beschäftigt sich viel mit dem Thema Motorrad fahren. So weit, so gut. Allerdings fängt man irgendwann an, mehr Risiko einzugehen. Überholmanöver, die man früher für undenkbar gehalten hat, gehören jetzt zum Tagesgeschäft. Kurven, durch die man das Motorrad in der Vergangenheit mehr oder weniger geschoben hat, werden jetzt im dreistelligen Bereich genommen. Die Fußrasten fallen mittlerweile unter die Kategorie „Verschleißteile“ und auch sonst ist man recht sportlich unterwegs. Gleichzeitig baut man nicht mehr im gleichen Tempo Fahrsicherheit auf wie am Anfang. Man überschätzt, aufgrund er beobachteten schnellen Fortschritte vom Anfang, sein eigenes Können und seine Fähigkeiten. Man hält dann auch regelmäßiges üben nicht mehr für nötig, denn „man kann ja schon alles“.
Irgendwann kommt man dann an einen Punkt, an dem die riskantere Fahrweise die Sicherheitsreserven aufgefressen hat. Man hat das, was man sich mühevoll an Sicherheitspuffer antrainiert hat, komplett aufgebraucht. Und ab da wird es gefährlicher als es sein müsste.
Das nächste Diagramm zeigt, wie man es besser machen kann.

Zum einen gilt der Grundsatz: Man kann immer was dazulernen. Man besucht also weiterhin Sicherheitstrainings (die gibt es natürlich auch für Fortgeschrittene), man übt weiter, hält sich an die einstudierte Kurvenlinie und ruft sich regelmäßig ins Gedächtnis, dass man nicht alleine auf der Straße unterwegs ist.
Zum anderen achtet man darauf, dass man seinen Fahrstil moderat an das erlernte anpasst, vor allem nicht kontinuierlich. Denn ab einem gewissen Punkt hat man damit auf öffentlichen Straßen nichts mehr zu suchen. Das ist dann ein Fall für die Rennstrecke. Mit Auslaufzonen und ohne Gegenverkehr.
Long Story Short: wenn man etwas darauf achtet, seine aufgebauten Sicherheitsreserven nicht durch seinen Fahrstil vernichten zu lassen, hat man schon eine ganz Menge erreicht. Natürlich kann man trotz Vorsicht und Sicherheitspuffer auch weiterhin stehend an einer Kreuzung von einem Bus zu Klump gefahren werden, aber das fällt dann unter höhere Gewalt.
Hi, ein konstruktiv gemeinter Hinweis von mir: ‚Man‘ ist sprachlich gesehen oft ein sogenannter ‚fehlender Bezug‘, so dass der Leser nicht weiß, wer genau gemeint ist. Teilweise auch eine ‚Generalisierung’.
In deinem Artikel benutzt du das Wort sehr oft. Für die Lesbarkeit wäre es besser, wenn du ab und an wirklich die erwähnst, die du meinst. Z.B. (unerfahrene, unaufmerksame, risikobereite, übermütige,…) Motorradfahrer, ältere oder jüngere Menschen, ich, du, ein Freund,… also, diejenigen, die du gerade wirklich meinst.
Gruß
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Hey Martin! Danke für den Hinweis! Werde ich in Zukunft mal drauf achten. 👍
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