Kurze Frage, kurze Antwort: ist der Motorradfahrer nicht bei Bewusstsein, muss der Helm auf jeden Fall runter!
Erst wenn der Helm entfernt wurde, kann der oder die Verunfallte weiter versorgt und in die stabile Seitenlage gebracht werden. Auch eine ggf. notwendige Beatmung kann nur ohne Helm stattfinden. Dazu kommt, dass die Erstickungsgefahr mit Helm um ein Vielfaches größer ist als ohne.

Sollte der Motorradfahrer oder die Motorradfahrerin bei Bewusstsein und ansprechbar sein, ist Kommunikation der Schlüssel. Generell ist ein abnehmen des Helmes immer ratsam, sollte der oder die Betroffene allerdings über schmerzen im Nacken oder in der Wirbelsäule berichten, gilt es abzuwägen. Solange die Person ansprechbar und (den Umständen entsprechend) klar ist, kann mit dem Abnehmen des Helmes gewartet werden, bis die Rettungskräfte eintreffen. Vor allem dann, wenn man darin keine Übung hat.
Sollte man in eine Situation geraten, bei der der Helm abgenommen werden muss, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Alles keine Raketenwissenschaft und von jedem schaffbar, aber es ist auf keinen Fall ein Fehler, davon schon mal gehört zu haben. Das wichtigste ist: keine Hektik!
Schritt 1
Möglichst viel Platz am und im Helm schaffen. Also Schals, Tücher etc. vorsichtig entfernen. Sollte der Motorradfahrer oder die Motorradfahrerin eine Brille tragen, diese ebenfalls entfernen. Achtung! Nach einem Unfall muss die Brille nicht mehr zwangsläufig auf der Nase sitzen. Deshalb genau schauen, ob sie vielleicht nach unten oder oben gerutscht ist.
Den Atemabweiser kann man in der Regel ebenfalls leicht entfernen, genauso wie den Kinnschutz. In diesem Schritt öffnen wir auch direkt den Helmverschluss. Das kann ein Ratsch-, Klick- oder ein Doppel-D Ring System sein. Die Unterschiede sind in diesem Video gut erklärt.
Alles kein Hexenwerk. Wichtig ist nur, dass der Verschluss auf jeden Fall offen ist, bevor man versucht den Helm abzuziehen.
Schritt 2
Es macht auf jeden Fall Sinn zu prüfen, um was für einen Helmtyp es sich handelt. Bei einem Klapphelm sollte man sich kurz mit der Mechanik vertraut machen (sitzt meist mittig/unten am Kinnteil, manchmal aber auch links oder rechts an der Seite) und das Kinnteil entsprechend wegklappen. Das erleichtert das Abnehmen enorm.
Wenn der Helmtyp geklärt ist, ist es sinnvoll, nach eventuell vorhanden Notfall-Laschen zu suchen. Die sind oft bunt (rot/gelb/orange etc.) und leicht zu erkennen. Wenn man an diesen zieht, kann man das dazugehörige Polster nach unten hin entfernen. Auch das erleichtert das Abnehmen des Helmes enorm.


Schritt 3
Die Vorarbeit wäre getan, jetzt geht es ans Helm abziehen.
- Wenn man alleine ist: an das Kopfende des Verunfallten knien und den Helm vorsichtig so weit abziehen, bis man mit einer Hand den Hinterkopf abstützen kann. Dann den Helm komplett abziehen und den Kopf vorsichtig ablegen.
- Wenn man zu zweit ist: Eine Person kniet wieder am Kopfende des Verunfallten und übernimmt das Abziehen, die andere kniet seitlich und stabilisiert den Kopf. Im Idealfall so, dass er mit seinen Händen dem Helm folgt und den Kopf mit beiden Händen stabilisiert. Ist der Helm abgezogen, auch hier wieder den Kopf vorsichtig ablegen.


Bildquelle: DRK
Generell gilt: besser schlecht helfen, als gar nicht helfen. Die meisten von uns sind keine ausgebildeten Sanitäter und der letzte Erste-Hilfe-Kurs dürfte auch nur noch dunkel in Erinnerung sein (HIER kann man ihn auffrischen lassen!). Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen. Es geht darum, überhaupt etwas zu machen.