Motorräder, die für Weltreisen entworfen worden sind. Mit Koffersystemen, die so breit bauen, dass sie die 2,1m Spur in Baustellen nicht mehr benutzen dürfen. Grobstollige Reifen, Sturzbügel die an Überrollkäfige erinnern und ein fahrfertiges Gewicht, das an den 300 kg kratzt. Das sind Adventure Bikes! Gebaut, um die Welt zu umrunden.
Es gibt viele ungeschriebene Motorradregeln. Eine davon lautet: wenn sich hinter dir eine Schlange mit Autos bildet, machst du grundsätzlich etwas falsch. Die ganze Fahrdynamik die mit einem Motorrad einhergeht, lässt eigentlich nicht zu, dass man der ungekrönte Anführer einer Blechlawine wird. Wenn dir das dennoch regelmäßig passiert, dann bist du wahrscheinlich ein sogenannter Bummler.
Der deutsche Durchschnitts-Motorradfahrer ist männlich (71,2% der Halter*innen), zwischen 50 und 59 Jahre alt (32,4% aller Neuzulassungen), fährt wahrscheinlich ein Naked-Bike mit mehr als 99 PS und legt gerade mal 2.172 Kilometer pro Jahr zurück.
Tollkühne Helden auf ihren fahrenden Kisten. So oder so ähnlich werden sie sich selbst sehen, die Knieschleifer-Kollegen. Und warum auch nicht? Die Trophäen der Heldentaten tragen sie ja schließlich immer bei sich, wenn sie sie in ihrer Motorrad-Rüstung stecken. Stets auf Höhe des Knies. Manchmal macht eine kleine Schleifspur halt den Unterschied zwischen Häme und Heldenverehrung aus.
Jeder kennt sie, keiner mag sie. Die Stammtisch-Biker. Gemacht haben sie schon alles, Zeugen dafür gibt es auf wundersame weiße eher selten. Egal ob 2.000 km an einem Tag „runtergerissen“, Alpenüberquerung bei Eisregen (ohne Elefanten) oder den Kolbenfresser mit Kabelbinder und Kaugummi repariert. Alles gemacht, alles erlebt. Meist irgendwann in den 70/80ern, als die Welt noch in Ordnung war und man ja noch alles machen und vor allem sagen konnte. ABS und diesen ganzen Schnickschnack gab es da natürlich auch noch nicht. Da hat man noch richtig Motorradfahren gelernt.
Uns allen sind sie schon mal entgegengekommen. Die fahrenden Lichtorgeln. In der Regel Adventure Bikes, mit unvernünftig vielen, natürlich selbst montierten (denn dafür reicht es gerade noch so), Zusatzscheinwerfern.
Herr im Himmel!
Erst mal nichts Dramatisches, denn immerhin hat jeder das Recht, sein Motorrad so hässlich wie möglich zu verunstalten. Allerdings weiß man erst mal nicht, wenn einem so ein Monstrum entgegenkommt, ob es denn ein Motorrad oder ein Weißer Zwerg ist. Denn, und da darf man ruhig mal ausfallend werden, die Scheißdinger blenden schon am Tag wie sonst was. Ich will mir gar nicht vorstellen, was da Nachts los ist. Da bleibt einem nur noch der Wunsch nach einem schönen Kabelbrand.
Aber natürlich interessieren mich die Hintergründe. Und ich habe nicht umsonst 4 Semester Küchenpsychologie im Fernstudium abgebrochen! Also fangen wir mal an, die Typen in Schubladen zu stecken!
Heißes Thema! Ganz heiß! So mancher Rentner fängt wahrscheinlich schon bei der Überschrift das Schnauben an und fasst sich mit der rechten Hand in Richtung Herz während die Linke hektisch das Pillendöschen greift. Andere werden wohl direkt Pläne zum Sturz der Regierung in diversen Facebook und WhatsApp Gruppen teilen. Die Idee, die Fahrtüchtigkeit ab einem gewissen Alter regelmäßig abzufragen, erhitzt die Gemüter. Vor allem bei denen, die dann ihren Führerschein in Gefahr sehen. Muss so ein „betroffene Hunde bellen“ Ding sein.
Da ist sie wieder, diese spezielle Zeit des Jahres. Die Blumen blühen, letzte Streusalz-Reste sind runter von den Straßen, die Temperaturen haben sich wacker in den zweistelligen Bereich geschlagen und eine ganze spezielle Spezies Männer stellt fest, dass auf ihren (Super-)Sportwagen das Saisonkennzeichen ja wieder greift.
Diese, im Folgenden Homo Tardus genannte Spezies, sticht aus der Masse schon durch ihr schillerndes Auftreten heraus. Mit den knalligen Farben ihrer PS-starken Boliden wollen sie sich einen Vorteil bei der Balz verschaffen. Und diese Strategie geht durchaus auf!
Serviervorschlag – der gemeine Homo Tardus dürfte allerdings durch seine Physiognomie spätestens beim Aussteigen Probleme bekommen
Machen wir es kurz: Rollerfahrer! Und ich rede jetzt nicht von den armen Schweinen, die sich todesmutig bei Wind und Wetter durch den Berufsverkehr quälen, da der Roller ihr einzig verfügbares Kraftfahrzeug ist. Früh morgens, stockdunkel, LKWs ziehen knapp an ihnen vorbei. Dazu braucht es die metaphorischen „dicken Eier“ über die so oft geredet wird. Und da macht dann auch der rollertypische „Durchstieg“ Sinn – aus Platzgründen. Die Jungs und Mädels haben sich eigentlich vorab ein Purple Heart verdient!
Nein, ich rede von denen, die sich freiwillig und ohne jeden Zwang dazu entscheiden, einen Roller als „Freizeitfahrzeug“ zu nutzen. Ich rede von all jenen, die auf die Idee kommen, ihren Roller zu „tunen“ und älter als 15 sind. Ich rede von Leuten, die das Wort „Roller“ und „Lifestyle“ in einem Satz unterbringen, ohne sich zu schämen.
Wo ein Mofa oder Moped noch kultig und lässig ist, hat der Roller auf ganzer Linie versagt. Jedes Mal wenn ich einen Roller sehe, denke ich mir: das arme Ding! Zwei Räder, ein Lenker, es hätte fast was Vernünftiges werden können. Aber nein, kurz vor dem Ziel doch noch verkackt!
Wie viel Plastik wollen sie an ihrem Fahrzeug? Ja!
Schon wenn man sich die Geschichte des Rollers etwas genauer betrachtet, wird klar: Das ist nichts für ausgewachsene Personen. Ursprünglich als Fahrzeug für Kinder gedacht, irgendwann mit dem, wie ich finde, durchaus passenden Namen „Sesselrad“ versehen und heute weithin als „Verkehrsbehinderung“ bekannt – ein glorreicher Lebenslauf sieht anders aus. Was in der Not der Nachkriegszeit durchaus ein zweckmäßiges und günstiges Fortbewegungsmittel war, ist heute nur noch ein Kopfschütteln wert.
Schon damals war eigentlich klar: das geht in die falsche Richtung!
Aber wer fährt überhaupt Roller? Was für ein Typ Mensch ist das? Wer tut sich das, völlig frei von Ironie, denn an?
Schubladen und Vorurteile, so erzählt man sich, wären Denkmuster, die als überholt gelten und man davon Abstand nehmen soll. Generell finde ich den Vorschlag gut und unterstützenswert, allerdings gibt es ausnahmen. „Zeig mir was du fährst und ich sage dir was du für ein Typ bist“ hört sich versnobt und abgehoben an, aber wenn mir jemand erzählt, er sei stolzer Besitzer eines Quads/ATVs*, weiß ich direkt: ah, unangenehm.