Regelmäßige Gesundheitschecks für ältere Verkehrsteilnehmer?

Heißes Thema! Ganz heiß! So mancher Rentner fängt wahrscheinlich schon bei der Überschrift das Schnauben an und fasst sich mit der rechten Hand in Richtung Herz während die Linke hektisch das Pillendöschen greift. Andere werden wohl direkt Pläne zum Sturz der Regierung in diversen Facebook und WhatsApp Gruppen teilen. Die Idee, die Fahrtüchtigkeit ab einem gewissen Alter regelmäßig abzufragen, erhitzt die Gemüter. Vor allem bei denen, die dann ihren Führerschein in Gefahr sehen. Muss so ein „betroffene Hunde bellen“ Ding sein.

Da schaut er. Hoffentlich sieht er auch was.*

Aber versuchen wir doch mal, das Thema objektiv anzugehen. Vorne weg: alt sein ist ja nicht gleich alt sein. Ich kenne Leute über 70, die sind fitter als die meisten 50-Jährigen. Deshalb erscheint eine Altersgrenze, ab der man diese Gesundheitschecks über sich ergehen lassen muss, zunächst mal willkürlich. Aber irgendwo muss man die Grenze ja ziehen.

Eine generelle medizinische Untersuchung, unabhängig vom Alter, wäre natürlich auch denkbar, allerdings stände hierbei er Nutzen nicht mehr in Relation zu den Kosten bzw. dem Aufwand.

Für die Intervalle solcher Untersuchungen gibt es diverse Konzepte. Ich persönlich könnte mir Vorstellen, dass es, ähnlich wie beim TÜV, alle 2 Jahre sinnvoll ist. Natürlich bauen manche schneller ab als andere, aber ich bin der Meinung, dieses Zeitintervall ist ein guter Kompromiss. Denkbar wäre natürlich auch, dass sich die Intervalle verkürzen mit zunehmenden Alter. 70 – 80-Jährige alle 2 Jahre, alles darüber jedes Jahr.

Auf ein freiwilliges System kann man leider nicht bauen, da die harten Fälle, wie so oft, auch die Beratungsresistenten sind.

Natürlich fallen für solche Untersuchungen auch kosten an. Unser Gesundheitssystem pfeift eh schon aus dem letzten Loch, also ist wohl eher nicht daran zu denken, dass das eine Kassenleistung wird. Auf der anderen Seite, den TÜV müssen wir ja auch selbst bezahlen und keiner (OK, manche vielleicht schon) wirft dem Staat eine „Gängelung der Bürger“ vor. Alle 2 Jahre 35 € (viel mehr wird es nicht sein) in einen Gesundheitscheck zu investieren, der einem die Fahrtüchtigkeit bestätigt, ist nicht zu viel verlangt. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja doch ein System, in dem man den normalen Gesundheits-Check-up mit dem der Fahrtüchtigkeit verbindet.

Aber warum überhaupt? Ging ja die ganze Zeit auch ohne diese Check-Ups! Und überhaupt, wer soll denn den Opa Herbert zum Arzt fahren, wenn die Oma Hannelore nicht mehr fahren darf? Und überhaupt! Es gibt auch genug junge Verkehrsteilnehmer, die Stuss zusammenfahren.

Die Augen noch etwas Fester zusammenkeifen, dann wirds auch scharf.*

Und da kommen wir zum unangenehmen Teil. Klar gibt es auch sehr viele jüngere Menschen, die den letzten Mist zusammen fahren auf unseren Straßen. Und meiner ganz persönlichen Meinung nach bekommt man den Führerschein eh viel zu leicht ausgehändigt. Aber wenn man sich viel im Straßenverkehr bewegt, fällt einem auf, dass es Verkehrsteilnehmer gibt, die zwar wissen, wie man ein Kraftfahrzeug bewegt und vielleicht auch die Straßenverkehrsordnung auswendig kennen, aber der Rest des Körpers einfach nicht mehr mitspielt. Das fängt bei eingeschränkten motorischen Fähigkeiten wie z. B. Unbeweglichkeit der Halswirbelsäule an, geht über stark eingeschränkte Sehkraft (was? Ich brauch doch keine Brille!) bis hin zur kompletten Überforderung mit komplexeren Verkehrssituationen.

Manchmal hat man den Eindruck, dass diese Personen sich in jede Situation „hineintasten“ und einfach hoffen, dass sich alle um sie herum so verhalten, dass die gemachten Fehler ausgebessert werden. Und wir sprechen hier noch gar nicht von Situationen, die eine schnelle Reaktion oder das Einschätzen von Geschwindigkeiten erfordern. Wenn dazu dann noch eine gute Portion Altersstarrsinn kommt, weil man ja immerhin schon 55 Jahre lang Auto fährt, dann ist oft Hopfen und Malz verloren.

Und natürlich ist es erst mal bitter, wenn Oma Hannelore nicht mehr Auto fahren darf, und der Opa Herbert dann auf öffentliche Verkehrsmittel oder die Unterstützung von Verwandten angewiesen ist. Aber um ein vielfaches besser als wenn Oma Hannelore sich, den Opa Herbert und andere Verkehrsteilnehmer bei jeder Fahrt gefährdet. Und gerade wir Motorradfahrer wissen, dass auch Unfälle bei niedriger Geschwindigkeit fatale folgen haben können. Eine missachtete Vorfahrt, eine falsch eingeschätzte Geschwindigkeit, einmal den Kopf nicht richtig gedreht reicht aus, um uns den Tag (und die darauf folgenden) zu versauen. Und wenn noch etwas Pech dazu kommt, reicht es sogar für nen hübschen Grabstein.

Der bekommt keinen TÜV mehr.*

Fazit

Kein einfaches Thema. Viel angekratzter Stolz, die Angst Selbstständigkeit einzubüßen und die Sorge vor Bevormundung heizen die Diskussion auf. Verständlich. Aber man muss sich bei dem Thema von der emotionalen Ebene lösen und mit dem Kopf an die Sache ran gehen. Davon abgesehen ist es ja nicht so, dass bei diesen Gesundheitschecks massenhaft Führerscheine eingezogen werden würden. Und es verlangt auch keiner, dass jemand mit 80 die gleichen Reflexe wie ein 20-Jähriger Tennisspieler hat. Nur die ganz harten Fälle, bei denen jede fahrt mit einem Kraftfahrzeug Glücksspiel ist, die würden eben durch ein solches System aufgedeckt. Bevor etwas passiert.

*Alle Bilder in diesem Beitrag wurden mittels KI erstellt

2 Kommentare zu „Regelmäßige Gesundheitschecks für ältere Verkehrsteilnehmer?

  1. Bei uns Berufskraftfahrern ganz normal, alle 5 Jahre zum Check incl. die bekannten Module, bis zum 62-igsten, dann alle 2 Jahre der Gesundheitscheck.
    Übrigens gibts von uns viel weniger, die sich da so im Verkehr tummeln, da fragt man sich doch … :-))

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