Motorrad Einwintern

Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen sich nur noch zaghaft aus dem einstelligen Bereich herausbewegen und es generell etwas schmuddeliger und nasser wird, ist für viele wieder die Zeit gekommen, in der sie ihr geliebtes Motorrad in den Winterschlaf schicken. Ich weiß, ein trauriges Thema. Aber auch darüber muss gesprochen werden.

Tatsächlich gibt es bei modernen Motorrädern (mit Einspritzung etc.) gar nicht mal so viel zu tun und das Motorrad wird den Winter auch überleben, wenn man das Teil einfach in die Garage stellt und kurz „Tschüss“ sagt. Aber man will seinem Schatz ja was Gutes tun und das Gewissen beruhigt es auch. Also gebe ich mal einen kleinen Einblick, wie ich das so mache.

Motorrad Systemreiniger

Der ganze Spaß fängt eigentlich schon in den Wochen vor dem Winterschlaf an. Auch wenn ich persönlich ein Ganzjahreskennzeichen habe, wird mein Motorrad über die Wintermonate natürlich nicht so viel bewegt wie über den Sommer. Also kippe ich in den letzten Wochen vom Oktober meist einen Systemreiniger von Liqui Moly (oder vergleichbarem) in den Tank. Wichtig ist, dass der Tank dann auch nochmal leer gefahren wird, damit der Reiniger seine Wirkung entfalten kann, und nicht über den Winter in eben jenem versauert. Man kann das Zeug jetzt für Schlangenöl halten, die Bewertungen und meine persönlichen bestätigen das allerdings nicht.

Das gute, alte Schlangenöl

Motorrad nochmal gründlich sauber machen

Eine der „letzten“ Fahrten führt mich immer an einer Waschbox vorbei. Das gute Stück soll ja nicht dreckig schlafen gehen müssen. Also nochmal schön sauber machen und gut trocknen (ich persönlich setze da auf die gute, alte Lufttrocknung durch Fahrtwind). Dass beim Reinigen mit Dampfstrahler & Co. bei einem Motorrad besondere Vorsicht geboten ist, sollte jedem klar sein. Aber ich gebe euch da jetzt keine Anleitung, wie man die Kiste mit Sinn und Verstand wäscht. Ich bin ja nicht eure Mutter.

Schön einseifen! Auch hinter den Ohren!

Die letzte Tankfüllung

Ich versuche immer, mein Motorrad mit vollem Tank (dass wir da kein E10 einfüllen, versteht sich von selbst) abzustellen. Gerade ältere Stahltanks neigen dazu zu rosten, wenn sie über längere Zeit nur halb voll rumstehen. Wo Benzin, da kein Rost. Hat die Oma schon immer gesagt!

Alternative wäre, den Tank komplett leerzumachen. Aber ich sag euch wie es ist: das ist mehr Heckmeck als die ganze Sache wert ist. Anders verhält es sich natürlich, wenn man vor hat, sein Motorrad über Jahre hinweg einzumotten. Aber das ist eine komplett andere Baustelle.

Luftdruck

Steht das Motorrad dann an seinem Schlafplatz, erhöhe ich den Luftdruck etwas. Da ich das Motorrad auch im Winter ab und an bewege, lass ich nur 0,1 – 0,2 bar über dem empfohlenen Druck rein. Im Sommer fahre ich so ca. 0,1 – 0,2 bar unter dem vorgegebenem, das geht sich dann Temperaturtechnisch gut aus. Wer sein Motorrad den kompletten Winter stehen lässt/lassen muss, kann hier gerne auf 0,5 bar über dem empfohlenen Druck gehen und beim Start in die neue Saison wieder entsprechen ablassen. Hintergrund: dieses Vorgehen wirkt einem eventuellen „Standplatten“ entgegen. Also dem Effekt, dass sich der Reifen durch das lange stehen in einer Postionen verformt.

Leicht den Luftdruck erhöhen sorgt Standplatten vor

Wer sein Motorrad über den Winter auf einem Zentralständer oder ähnlichem hat, kann sich das natürlich sparen.

Kette pflegen

Da auch Motorradketten vom rumstehen nicht unbedingt besser werden, wird sich natürlich auch um diese gekümmert. Also ordentlich sauber machen (z. B. mit Babyfeuchttüchern, denn was für das Baby nicht schlecht ist, ist für das Motorrad gerade gut genug) und dann nochmal schön schmieren. Ich nehme immer Makita Sägekettenöl, welches ich mit einem Pinsel auf die komplette Kette auftrage. Aber da hat ja auch jeder sein ganz persönliches Wundermittel.

Schalter, Hebel, Züge

Auch diese wollen gepflegt werden. Und am besten bevor sich irgendwelche Schwergängigkeiten bemerkbar machen. Also einfach einen kurzen Sprüher Ballistol in Blinkerschalter, Killswitch & Co. Für die Bowdenzüge benutze ich das ebenfalls. Ein spezieller Bowdenzugöler macht es etwas einfacher und es gibt weniger Sauerei. Hab ich so ein Teil? Natürlich nicht. Rieche ich danach immer drei Tage nach Ballistol? Aber sicher!

Wie bei Parfüm gilt hier: dezent auftragen!

Ihr könnt natürlich auch andere Öle nutzen, gibt ja für alles irgendein Spezial Zeug für 99,99 €, aber bitte nutzt kein WD40. WD40 ist super Zeug, aber halt kein Öl im eigentlichen Sinne. Es schmiert also nicht besonders gut, sondern ist eher ein Korrosionsschutz und dient zum Lösen festsitzender Bauteile etc. Außerdem verträgt es sich nicht mit jedem Kunststoff.

Motorrad abdecken – Ja? Nein?

Ich decke mein Motorrad nie ab. Es steht in einer gut geschützten Garage, da herrscht kein Durchgangsverkehr und ich spare mir das „verkleiden“. Fragt man 10 Leute zu dem Thema, bekommt man übrigens 12 unterschiedliche Meinungen. Die einen sagen, durch das abdecken entstehen Mirkokratzer im Lack, andere sagen, dass das Motorrad im abgedeckten Zustand weniger einstaubt, wieder andere erschrecken sich, wenn sie nach 12 Wochen in die Garage kommen, und Omas altes Spannbettlaken über dem Motorrad hängt.


So, das war es dann auch schon. Alles kein Hexenwerk und ist auch flott erledigt, selbst mit zwei linken Händen. Wenn es euch so geht wie mir, schaut die Sonne dann Ende November nochmal raus und man reißt die Kiste eh wieder aus dem Schlaf. Aber schaden tut die kleine Pflegeeinheit auf keinen Fall! Und gedanklich kann man sich ja schon mal auf die neue Saison vorbereiten!

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