Erfahrungsbericht: Metzeler Roadtec 01 SE

Unscharfes Bild, scharfer Reifen – der Metzeler Roadtec 01 SE

Der Metzeler Roadtec 01 war schon ein wirklich guter Reifen, der mich nie im Stich gelassen hat. Egal ob trocken, nass, heiß oder kalt. Auf der Honda CBF600 hab ich 4 Hinterreifen und 2 Vorderreifen diesen Typs verschlissen und nie einen Grund gehabt, zu wechseln. Der Nachfolger des Metzeler Roadtec 01 mit dem Zusatz „SE“, was für „Sports Edition“ steht, wartet nun mit ein paar Detailänderungen auf.

Technische Details

An den Seiten wurde auf etwas Profil verzichtet, was den Reifen an den Schultern quasi zu einem Slick macht. Während beim Vorderreifen eine Full-Silica-Mischung zum Einsatz kommt, ist am Hinterreifen eine 40 – 20 – 40 Bi-Compound-Mischung am Wunderwirken. Der mittlere Laufstreifen besteht aus einer Silica-Ruß-Mischung, die Reifenschultern aus einer Full-Silica-Mischung. Was heißt das übersetzt? Ausgezeichneter chemischer Grip, schnelles aufwärmen, gute Laufleistung und wie auch schon beim Vorgänger: viel Vertrauen in den Reifen, auch wenn es mal nass wird.

Persönliche Erfahrung

  • Laufleistung

Bei mir hat der Hinterreifen jetzt gute 8.500 km gehalten, der Vorderreifen wird wohl auf ca. 12.000 km kommen. Für mich persönlich ein guter Wert, da ich jetzt nicht explizit reifen schonend gefahren bin. Lediglich lange Autobahnstrecken mit Vollgas habe ich versucht zu vermeiden, da schläft mir nämlich irgendwann das Gesicht ein. Es waren viele längere Tagesausflüge dabei (300 km+), ein Motorrad Kurztrip durch den Schwarzwald und die Vogesen und auch flotte runden auf der Hausstrecke. Also bunt gemischt. Wenn man sich etwas im Griff hat und es etwas gemütlicher angehen lässt, sind 12.000 km mit dem Hinterreifen sicher drin.

Was man allerdings beachten muss: Der Reifen baut zum Schluss hin schneller ab als am Anfang. Das kann eine allzu knappe Kalkulation dann schon mal über den Haufen werfen. Im Zweifel lieber vor dem nächsten größeren Motorradtrip tauschen lassen. Ungeplante Reifenwechsel im Motorradurlaub können Nervenaufreibend verlaufen.

  • Fahrverhalten

Der Reifen hat eine gute Eigendämpfung (nicht zu hart) und er fährt sich nicht „kippelig“. Es gibt sicher agilere Reifen, allerdings wird man dann schon ins Sportsegment greifen müssen. In Kurven hat er mich noch nie im enttäuscht, ich hatte kein einziges mal ein seltsames Gefühl in Kurven oder habe mich nicht gut aufgehoben gefühlt. Auch bei 30° C Außentemperatur verrichtet er seinen Dienst zuverlässig, selbst dann, wenn man aus der Kurve heraus etwas härter ans Gas geht. Der Reifen verrichtet stets seinen Dienst und ist meiner Meinung nach perfekt für Naked-Bikes geeignet, die sich Leistungs- und Drehmomentmäßig im Bereich der XSR900 tummeln.

Vom Fahrerprofil würde ich ihn, wen wundert es, sportlichen Tourenfahrern empfehlen. Also Leuten, die mit ihrem Motorrad oft Touren fahren, es aber auch gerne mal krachen lassen. Und krachen lassen kann man es mit dem Reifen, so viel ist sicher!

Die Performance des Roadtec 01 SE bleibt bis zum Ende seiner Lebensdauer (gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe) hin stabil. Wo man manch anderen Reifen beim fahren schon anmerkt, dass es bald zu Ende geht, liefert der Roadtec 01 SE weiterhin souverän ab. So muss das!

Was auffällt, zumindest bei den Reifendimensionen der XSR900 (180/55ZR17 (73W) TL / 120/70ZR17 (58W) TL): Ich bekomme den Hinterreifen ums verrecken nicht auf Kante gefahren. Selbst wenn die Rasten schon massiv am Schleifen sind, ist an den Reifen links und rechts noch ein paar Millimeter Luft.

Den Bridgestone S20 Evo, der vorher auf der XSR900 montiert war, ist wesentlich schneller an seine Grenzen gestoßen.

  • Verhalten bei Nässe

Regen. Der Angstgegner vieler Motorradfahrer. Und ja, natürlich sollte man im Regen entsprechend angepasst fahren, auch mit dem Roadtec 01 SE auf den Felgen. Aber mein lieber Schollie, was der Reifen hier abliefert, ist schon beeindruckend. Keine Rutscher, kein Traktionsverlust beim Anfahren, und auch hier wieder: man fühlt sich einfach sicher mit dem Reifen. Wo man bei so manchem Sportreifen fahren muss wie auf rohen Eiern, kann man mit dem Roadtec 01 SE völlig unbesorgt sein.

  • Preis

Zugegeben: günstig ist der Spaß nicht. Als ich den Reifen im Frühjahr habe aufziehen lassen, lag der Kurs für den Hinterreifen bei ca. 160 €, für den Vorderreifen bei ca. 115 €. Ein Schnäppchen sieht anders aus, aber in Anbetracht der Laufleistung und es Fahrverhaltens ist das Geld gut investiert. Wenn ich pro Saison ca. 1,5 – 2 Hinterreifen und 1 – 1,2 Vorderreifen brauche, relativieren sich die kosten. Für viele Motorradfahrer mit weniger km / Jahr sowieso. Dennoch kann ich verstehen, wem das zu viel Geld für Motorradreifen ist. Vor allem, weil die Konkurrenz nicht abgrundtief schlecht ist. Richtig schlechte Motorradreifen von namhaften Herstellern findet man heute kaum noch. Einen Satz Pirelli Angel GT bekommt man, für die XSR900, z. B. für knapp über 200€ (stand September 2020).

Nicht ganz günstig: für einen kompletten Satz Roadtec 01 SE gehen gerne mal 270 €+ über die Theke

Im Vergleich: Ein Satz Angel GT kostet knapp über 200 €

Fazit

Man macht auf keinen Fall etwas falsch mit dem Roadtec 01 SE. Die Verbesserungen, ausgehend von der „normalen“ Version hin zu der SE Version, erscheinen zwar auf den ersten Blick nur marginal, aber dennoch ist das ein logischer Schritt. Der Roadtec 01 gehört noch lange nicht zum alten Eisen, dafür ist seine Performance einfach zu gut. Mit dem SE hat Metzeler also den richtigen Schritt gemacht: Den bewährten Reifen noch einen Schnuff in Richtung Kurvengrip verbessert, ohne dabei Laufleistung zu opfern.

4 Kommentare zu „Erfahrungsbericht: Metzeler Roadtec 01 SE

      1. Lustig das ich ebenfalls genau an diesen Tag mir die 01SE hinten dran montiert habe. vorne kommt nächste Woche. Allzeit gute fahrt!

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