Der Gummi, der die Welt bedeutet

Reifen, der,

Substantiv, maskulin: meist aus luftgefülltem Gummischlauch bestehender Teil eines Rades von Fahrzeugen auf dem es abrollt. Er sitzt am Umfang des Rades und überträgt die Kräfte zwischen Rad und Fahrbahn.

Gut, dann wissen wir jetzt Bescheid, wa? Nein? OK.

Reifen gibt es viele auf der Welt. In allen Größen, Formen (OK, rund hat sich weitgehend durchgesetzt) von den unterschiedlichsten Herstellern und manchmal sogar in verschiedenen Farben. Aber ganz so ausgeflippt wird es heute gar nicht, es geht hier nur um Motorradreifen, was das Thema zum Glück schon sehr einschränkt. Was für Arten von Reifen gibt es eigentlich? Und welche Reifenart macht für mich überhaupt Sinn? Am Ende muss das natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber hier mal ein grober Überblick über die Reifenarten, die es für moderne Motorräder so gibt.


  • Rennreifen
Maximale Performance auf der Rennstrecke

Der Name ist Programm! Maximaler Grip in extremen Schräglagen auf der Rennstrecke mit ausgezeichneten Handlingeigenschaften. Rennreifen gibt es ohne Profil (Slicks) oder mit Profil als Regenrennreifen. Rennreifen brauchen für optimalen Grip allerdings recht hohe Temperaturen, und diese müssen dann natürlich auch gehalten werden. Auf öffentlichen Straßen ist das in der Regel nicht zu bewerkstelligen, weshalb sie dafür auch ungeeignet sind. Der hohe Anschaffungspreis und der erhöhte Verschleiß sind weitere Gründe warum sich reine Rennreifen nicht für die Straße eignen.

Reifenbeispiele: Bridgestone Battlax V02 / Dunlop Sportmax GP / Metzeler Racetec RR

Geeignet für: Fahrer auf der Rennstrecke. Und zwar nur dort. Auf öffentlichen Straßen sollten Motorräder, die mit Rennreifen bestückt sind, nur auf einem Anhänger etc. transportiert werden. Da solche Maschinen aber sowieso entsprechend umgebaut sind (keine Spiegel, Lichter etc. abgeklebt usw.) ist deren Jagdrevier sowieso klar abgesteckt.

  • Hypersportreifen
Machen auch auf der Rennstrecke eine gute Figur

Quasi Rennreifen mit Straßenzulassung und Profil. Auch diese Reifen brauchen eine gewisse Temperatur um richtig zu funktionieren, haben dann aber sehr guten Grip. Der Verschleiß ist im Vergleich zu einem Sportreifen ebenfalls erhöht, wenn auch nicht so hoch wie bei puren Rennreifen und auch wenn man mit den Teilen im Regen fahren kann, möchte man solche Situationen lieber vermeiden.

Reifenbeispiele: Michelin Power RS / Continental ContiRaceAttack / Pirelli Diablo Supercorsa

Geeignet für: sehr sportliche Fahrer die gerne mal an Trackdays, offenen Renntrainings und Touristenfahrten teilnehmen, aber auch auf öffentlichen Straßen sportlich ambitioniert unterwegs sind.

  • Sportreifen
Erstbereifung auf meiner XSR900: Bridgestone S20

Oft Serienbereifung bei Supersportlern und Naked-Bikes. Guter Grip, funktionieren schon bei niedrigeren Reifentemperaturen, gutes Handling, Verschleiß in einem erträglichen Maß und auch durch Regen wird man mit den Reifen ohne Schweißperlen auf der Stirn kommen. Auch bei Trackdays werden diese Reifen keine Probleme bereiten und generell macht man mit einem Sportreifen erst mal nichts verkehrt. Aber auch hier: die Reifen brauchen eine gewisse Betriebstemperatur um die volle Performance zu liefern. Jemand der sein Motorrad am liebsten durch jede Kurve schieben würde, sollte vielleicht lieber auf andere Reifen zurückgreifen

Reifenbeispiele: Bridgestone Battlax S22 / Continental Sport Attack 3 / Metzeler Sportec M7 RR

Geeignet für: eine ganze Bandbreite an Fahrern, die es auch mal auf öffentlichen Straßen sportlicher angehen lassen wollen und vielleicht auch mal ein paar Schnupperrunde auf der Rennstrecke drehen wollen.

  • Tourensportreifen
Für mich persönlich die ideale Wahl (hier: Metzeler Roadtec 01SE)

Es steckt schon im Namen: Sportlich angehauchte Tourenreifen. Die Eierlegende-Wollmilchsau. Guter Grip auch schon bei niedrigen Temperaturen, gute Verschleißeigenschaften und oft auch eine angenehme Eigendämpfung. Runden auf der Rennstrecke werden diese Reifen nicht ganz so gut überstehen wie Sportreifen, aber dafür sind sie auch nicht gemacht. Regenfahrten sind für diese Art von Reifen in der Regel gar kein Problem, da sie auch bei Nässe eine sehr gute Performance abliefern.

Reifenbeispiele: Metzeler Roadtec 01SE / Pirellie Angel GT II / Michelin Road 5

Geeignet für: sportliche Tourenfahrer die viele Kilometer im Jahr auf öffentlichen Straßen fahren und keine allzu großen Rennstrecken-Ambitionen haben.

  • Tourenreifen
Genau das richtige für Asphalt-Weltenbummler

Auf maximale Laufleistung ausgelegt, auch bei nasser und kalter Witterung zuverlässig und wirklich zum Kilometerfressen gemacht. Tourenreifen bieten in der Regel nicht ganz so guten Grip wie Tourensportreifen, übertreffen diese dafür aber was die Verschleißwerte angeht. Bei hohen Temperaturen fangen diese Reifen allerdings schneller das „schmieren“ an und generell sollte man, auch wenn moderne Tourenreifen auch in dieser Beziehung deutliche Fortschritte gemacht haben, seine sportlichen Ambitionen etwas zurückhalten, wenn man mit diesen Reifen unterwegs ist.

Reifenbeispiele: Metzeler ME888 Marathon / Bridgestone T30 / Michelin Commander III

Geeignet für: den klassischen Tourenfahrer mit schwerem Advanturebike / Reisemotorrad, der wirklich viele Kilometer im Jahr abreißt und nicht 5x im Jahr neue Reifen aufziehen lassen will. Auch für Weltenbummler, bei denen Reifen einfach viele Kilometer halten müssen, die ideale Wahl.

  • Offroad-Reifen
Mal so richtig schön im Dreck spielen

Offroad-Reifen werden mit grobem Profil oder Stollen angeboten. In schwierigem Gelände wie Schotterpisten oder komplett Offroad die perfekte, wenn nicht sogar die einzig sinnvolle Wahl. Auch wenn man mit modernen Offroad-Reifen durchaus auch auf normalen Straßen unterwegs sein kann, zeigen diese Reifen dort allerdings ihre schwächen: weiche Gummimischungen, hoher Verschleiß ab gewissen Geschwindigkeiten, schwammiges Fahrgefühl und begrenzter Grip auf Asphalt zeigen wo dieser Reifen sich wohlfühlt: im Gelände.

Reifenbeispiele: Continental TKC 70 Rocks / Metzeler Enduro 3 / Heidenau K60 Scout

Geeignet für: Offroadfahrer und Abenteurer, für die die Reise nicht aufhört, nur weil keine Straße mehr da ist.


Es gibt auch noch spezielle Reifenarten für Motorräder (mit Spikes besetzt, Winterreifen, Reifen für Custom Bikes etc.), das würde aber den Rahmen dieser Kurzübersicht sprengen. Wer solche Reifen braucht, weiß in der Regel sowieso bestens Bescheid.


Zum Abschluss noch ein kleines „Nice-to-Know“ rund um Reifen:

  • Gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe in Deutschland: 1,6mm. Achtung! Die Verschleißindikatoren sind sehr oft auf den amerikanischen Markt ausgelegt und somit nur 0,8mm hoch!
  • Motorradreifen sollten spätestens nach 5 Jahren ersetzt werden, egal wie viel Profil noch vorhanden ist.
  • Viele Motorradreifen bauen zum Schluss hin schneller ab als am Anfang. Wenn man sich vor einem längeren Motorradurlaub etc. nicht sicher ist, ob das Profil noch reicht, lieber neue Reifen aufziehen lassen.
  • Die Fahreigenschaften könnten sich, je nach Abnutzung, verändern. Man nimmt es dann z. B. als „kippelig“ etc. wahr. Auch bei Probefahrten mit gebrauchten Motorrädern beachten!
  • Unterschiedliche Reifen haben eine unterschiedliche Eigendämpfung. Wenn ihr mal an den Fahrwerkseinstellungen verzweifelt, informiert euch mal über die Eigenschaften er montierten Reifen
  • Viele Reifenhersteller bieten so etwas wie eine „Reifengarantie“ an. Das läuft von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ab, aber bei Metzeler ist es z. B. so, dass ihr den Reifen kostenlos ersetzt bekommt wenn ihr euch in einen neuwertigen Reifen einen Nagel etc. einfahrt. Wenn der Reifen schon verschlissen ist, bekommt ihr (bis zu einer gewissen Verschleißgrenze) dann anteilig das Geld zurück.
  • Viele Reifen haben auf der Lauffläche unterschiedliche Gummimischungen, um das gute Laufleistung und Grip in Kurven unter einen Hut zu bringen.
  • Durch unterschiedliche Reifengeometrien lässt sich nicht jeder Reifen gleich leicht komplett auf Kante fahren.
  • Wenn man immer darauf achtet, dass der Reifen auf der Straße bleibt und der Tank oben, vermeidet man unschöne Blechschäden.

Ein Kommentar zu „Der Gummi, der die Welt bedeutet

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