Kette schmieren. Leidiges Thema. Alle 800km – 1000km vor dem Motorrad auf die Knie fallen, die Kette einsprühen und hoffen, dass nicht allzu viel von dem Zeug auf den Reifen kommt. Die meisten Sprays haben dann auch noch eine Einwerkzeit bis sie ihre endgültige Haftfähigkeit aufgebaut haben, spontan vor einer Tour einsprühen ist also auch nicht. Auf längeren Touren muss man dann das Kettenspray mitschleppen, und ohne Hauptständer wird der Spaß so richtig nervig. Sprühen, schieben, sprühen, schieben usw. Wenn man zu zweit ist geht noch der „ich hebe die Fuhre über den Seitenständer und du drehst das Hinterrad“ Trick. Nervt trotzdem.
Und dann auch noch das reinigen der Kette. Ich weiß, viele lassen das einfach sein. Und sind wir ehrlich, es ist eine scheiß Arbeit! Das schmierige, alte Fett da runterputzen… Und dann macht man mal die Ritzelabdeckung auf. Da vergeht einem direkt die Lust… sofern die Lust aufs putzen jemals vorhanden war.
Was gibt es also für alternativen? Genau! Kardan oder Kettenölersystem. Da Kardan die Auswahl des Motorrads doch schon sehr einschränkt, werden viele ein Kettenölsersystem vorziehen. Davon gibt es einige. Egal ob elektrische, unterdruckgesteuerte oder manuelle Systeme.
Für den Cobrra Nemo 2* habe ich mich hauptsächlich wegen seiner Einfachheit entschieden. Ein Behälter für das Öl, ein Schlauch, Befestigungsmaterial. Fertig. Dadurch, dass man das Kettenöl manuell aufbringt, und zwar durch Überdruck, der durch eine simple 90° Drehung des Ölbehälters aufgebaut wird, hat man es selbst im Griff wann die Kette geschmiert wird. Auch der Eingriff in die Elektrik oder das Unterdrucksystem des Motorrads entfällt bei dieser Lösung. Der Kettenöler funktioniert völlig autark.
Man muss auch nicht das Öl an die Außentemperatur anpassen wie bei einigen anderen Kettenölern. Egal ob 4°C im März oder 35°C im July, man kann immer das gleiche Öl benutzen. Durch das Überdrucksystem fängt da nichts unkontrolliert an zu tropfen.
Eine Füllung des Behälters reicht laut Hersteller für ca. 5.000km. Ich habe mit dem Nemo 2 jetzt ca. 2.000km hinter mir und der Füllstand ist bei ca. 50%. Allerdings muss man berücksichtigen, dass bei der ersten Inbetriebnahme recht viel Öl benötigt wird, um den Schlauch vollständig zu fluten. Die 5.000km kommen meiner Meinung nach also recht gut hin. Generell wird empfohlen dass man nach jedem Tankstop eine 90° Drehung vornimmt. Das varriert natürlich je nach Motorrad sehr stark, ich persönlich dreh das Teil alle 200km – 300km um 90° und die Kette war bis jetzt immer völlig ausreichend geschmiert.
Als Öl wird Getriebeöl empfohlen. Die „Insider“ empfehlen allerdings Sägekettenöl, da dieses noch Haftadditive enthält, die das Abschleuderverhalten etwas dämpfen.
Klar, mit um die 100€ ist der Cobrra Nemo2 nicht gerade ein Schnäppchen. Objektiv betrachtet ist ja nicht viel dran an dem Ding. Der Behälter, ein Schlauch, eine Halterung damit der Schlauch auch schön ans Kettenrad kommt und ein paar Kabelbinder. Das war es gewesen. Dafür fährt man aber zukünftig mit dem Kettenöl recht billig. 1L MAKITA Sägekettenöl* kostet um die 5-10€ und der Liter hält Schätzungsweise 50.000 – 70.000 km. Außerdem ist die Verarbeitungsqualität einfach grandios! Das Design ist ansprechend und wirkt nicht wie ein Fremdkörper.
Ich persönlich habe den Behälter am Lenker angebracht und den Schlauch am Kupplungszug entlang zum Rahmen, vom Rahmen hinten an die Schwinge und von der Schwinge ans Kettenrad verlegt. Man kann den Behälter aber an jeder beliebigen Stelle montieren die man für geeignet hält. Er sollte nur einigermaßen gerade stehen, was aber in der Anleitung sehr gut beschrieben ist.
Fazit: zu Empfehlen das Teil! Man muss sich bei längeren Touren nicht um das Kettenspray kümmern. Wenn es mal richtig lang werden soll (5.000km+) einfach nen kleinen Flachmann mit dem Kettenöl mitnehmen. Aber Achtung! Nicht mit dem Flachmann für den Pannenschnaps verwechseln!
Käuflich erwerben könnt ihr das Teil über Louis oder das gute alte Amazon*.
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Hallo Awesomefreaky,
der Kettenöler ist sicher sein Geld wert, auch weil er relativ einfach aufgebaut ist. Bei den Alternativen zum Kettenantrieb hast Du aber noch einen vergessen, den Riementrieb. Auch hier ist die Auswahl wie beim Kardanantrieb natürlich begrenzt. Irgendwann ist aber auch mit Kettenöler eine ordentliche Reinigung fällig. Damit sich diese Drecksarbeit in Grenzen hält schlage ich folgendes vor:
Zur Reinigungsprozedur rate ich erst mal Gummihandschuhe zu tragen und auch jede Menge Zeitungspapier bereitzuhalten, welches auch zum Abdecken der Maschinenteile benötigt wird, damit nicht alles vollgespritzt wird. Das Abwaschen der verschmierten Kette wie auch Ritzel + Abdeckung und Zahnkranz sollte im Zuge einer „Radikalkur“ mit professionellen Mitteln erfolgen, die auch u.a. zur Motorwäsche herangezogen werden, wie z,B. Medanthyl-E oder Freon-S. Beide Mittel haben eine stark fett- und harzlösende Wirkung und können über den Fachhandel für Chemikalien bezogen werden. Außerdem benötigt man noch Sprühflaschen mit einstellbarer Düse, die im Gegensatz zu den herkömmlichen Sprühdosen das Abspülen der alten Fettreste enorm erleichtern und einen Reinigungspinsel mit Kunststoffborsten.
Allerdings ist hier Vorsicht zu üben, die Mittel sollten am besten nur im Freien oder gut durchlüfteten Räumen zum Einsatz kommen und dürfen unter keinen Umständen direkt eingeatmet werden!!! Das verunreinigte Zeitungspapier sollte im Restmüll landen, nicht in der Recycling-Tonne!
Zugegeben, der Aufwand ist zwar etwas größer, aber dafür ist das Ergebnis schneller und vor allem gründlicher zu erreichen, und auch die Kette lebt dann länger. Für unterwegs bleiben allerdings nur die bereits bekannten Reinigungs- und Schmiermittel übrig.
Viele Grüße!
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