Tollkühne Helden auf ihren fahrenden Kisten. So oder so ähnlich werden sie sich selbst sehen, die Knieschleifer-Kollegen. Und warum auch nicht? Die Trophäen der Heldentaten tragen sie ja schließlich immer bei sich, wenn sie sie in ihrer Motorrad-Rüstung stecken. Stets auf Höhe des Knies. Manchmal macht eine kleine Schleifspur halt den Unterschied zwischen Häme und Heldenverehrung aus.

Das Tolle daran ist, dass keiner so genau weiß, wie diese angeschliffenen Klötzchen zustande gekommen sind. In den seltensten Fällen wird es auf einer Rennstrecke (wo es auch hingehört und Sinn macht) passiert sein. Oft bleibt da nur der weg zum Bandschleifer oder zu einer sehr gut bekannten, perfekt gezirkelten Kurve, welche man dann so lange rauf und runter fährt, bis das Knie tatsächlich mal den Boden berührt. Das gleiche dann noch auf der anderen Seite und man hat seine Schäfchen im Trockenen. Dass der Trick nur in dieser einen Kurve klappt und auch nur unter Idealbedingungen, muss man ja nicht jedem verraten.

Selbstverständlich sind Leute mit langen Beinen dabei im Vorteil, denn da kann man natürlich das Knie deutlich weiter rausstrecken. Während das Motorrad also in kaum nennenswerten Schräglagen verbleibt, unternimmt der Fahrer alles, um möglichst das Knie auf den Asphalt zu bekommen. Das sieht dann oft dementsprechend albern aus und ist auch nicht selten ein Verkehrshindernis, denn besonders schnell kommen damit die wenigsten durch die Kurve. Aber all die Mühe ist vergessen, wenn man endlich das geschafft hat, was so lange herbeigesehnt wurde: die Schleifspuren am Knie.

Sicherheitstechnisch natürlich fragwürdig, da eine in dieser Pose eingeschlagene Richtung nur mit erhöhtem Zeitaufwand zu korrigieren ist. Aber in der Praxis spielt das eine untergeordnete Rolle, denn in der speziell für dieses Vorhaben ausgesuchten Kurve (in den Knieschleifer-Kreisen sprechen sich solche Spots natürlich herum) herrschen quasi Laborbedienungen. Gut einsehbar, Streckenverlauf bekannt, guter Asphalt und wenn man noch ein paar gute Bekannte dabei hat, wird sogar vor Gegenverkehr gewarnt.
Und so ist es unterm Strich wie mit jedem Zaubertrick: wenn man das Geheimnis dahinter kennt, ist es oft nur noch halb so spannend.

