Why i ride

cropped-dsc_10511.jpg

Motorrad fahren. Warum macht man sowas? Im Sommer schwitzt man so ganz ohne Klimaanlage, im Winter friert man, bei Regen wird man nass und an sonnigen Tagen hat man überall tote Insekten hängen. Der Helm macht die Frisur kaputt, die Lederkombi an/aus ziehen ist ein kleiner Gewaltakt und je nach Tankgröße verbringt man recht viel Zeit an diversen Tankstellen.

Von der nicht vorhandenen Knautschzone, bei denen schon kleinere Unfälle direkt aufs Menschenmaterial gehen, fang ich gar nicht erst an…

Warum also macht man sowas? Warum fährt man Motorrad? Bei all den Nachteilen? Ich muss zugeben: rational betrachtet macht das keinen Sinn. Aber es muss ja nicht immer alles rational sein. Es muss nicht immer vernünftig sein. Und genau das ist Motorrad fahren: irrational und unvernünftig. Aber eines ist Motorrad fahren: sinnstiftend! Und das für jeden ganz individuell. Für den einen geht es darum zu entspannen, wenn man so ganz für sich ist unter seinem Helm. Kein geplapper, auf die Straße konzentriert, alle anderen Gedanken um einen herum verblassen. Nur noch das Motorrad, die Straße und man selbst. Für den anderen geht es um die Fahrdynamik, die Beschleunigung, das Kurvenfahren. Wieder anderen geht es um die Freiheit, den Wind im Gesicht spüren, den Weg das Ziel sein lassen.

 

Aber die Überschrift lautet „Why I ride?“. Es ist bei mir wohl ein Mischung aus verschiedenen Komponenten. Zum einen natürlich die Fahrdynamik. Dank des Leistungsgewichts das so ein Motorrad von Haus aus hat, erzielt man schon mit „nur“ 80 PS die Beschleunigungswerte eines Sportwagens. Das Kurvenfahren hat eine ganz besondere Dynamik. Die Schräglage, das Rausbeschleunigen, das alles in Kombination macht das Motorrad fahren so einzigartig.

dsc_0881.jpg

Aber auch das entspannte dahingleiten hat seinen ganz speziellen Reiz. Durch Kurvenkombinationen zu fahren, ganz ohne übertriebenes bremsen/beschleunigen, einfach tiefenentspannt, auf einer guten Linie in einem flüssigen ablauf die Kurven durchschiffen, herrlich!

Die Freiheit, dem Wind ausgesetzt sein, die ganzen Umwelteinflüsse denen man ausgesetzt ist. Die Temperaturunterschiede wenn man von einer sonnigen Landstraße in ein Waldgebiet fährt, man riecht sofort ob irgendwo am Straßenrand gemäht wurde, man riecht den Wald, die Rapsfelder und den Regen der vor 15 Minuten an der Stelle vorüber gezogen ist.

Ein weiterer Punkt ist die Verbundenheit untereinander. Diesen Effekt hatte ich nie wirklich auf dem Schirm, bis ich dann selbst den Führerschein gemacht habe und mit dem Motorradfahren anfing. Ich vergleiche das gerne mit Hundebsitzern. Man geht mit seinem Hund spazieren, man sieht einen einen anderen Menschen mit Hund, man weiß sofort: da ist eine gewisse Schnittmenge in unseren Interessen. Und genau so, meiner Meinung nach noch stärker ausgeprägt, ist das  bei Motorrad Fahrern. Man fährt mit seinem Motorrad auf der Landstraße, es kommt einem ein anderer Mensch auf einem Motorrad entgegen, man grüßt sich. Warum? Weil einen die Leidenschaft zum Motorrad fahren verbindet. Weil man sich den gleichen Gegebenheiten aussetzt. Vielleicht auch weil man ohne Knautschzone genau so verwundbar ist wie der andere und man sich solidarisch zeigen möchte. Motorrad Fahrer duzen sich. Egal ob Putzkraft, Ingenieur, Arzt, Professor oder Müllmann. Die gesellschaftlichen „Schichten“ die in der Regel eher trennen als verbinden sind in dem Moment nicht von belang. Es ist auch völlig egal ob jemand eine 20.000€ Harley hat, eine 14.000€ Triumph oder eine 1.000€ Schlagmichtot. Egal ob Chopper, Supersportler, Cruiser, Nakedbike oder Supermoto. Egal ob Mann oder Frau. Zwei Räder, ein Motor. Das ist es was verbindet. Alles andere ist in dem Moment Nebensache.

DSC_0913

Auch wenn es mit Sicherheit noch viele weitere Gründe dafür gibt warum ich persönlich Motorrad fahre, das sind im Moment die wichtigsten für mich. Und da das schon wieder ziemlich viele Buchstaben sind, und das den durchschnittlichen „Weltversteher“ Leser schon an die Grenzen seiner Aufnahmekapazität bringt belasse ich es hiermit auch erst mal dabei.

In diesem Sinne: ride Safe!

Hinterlasse einen Kommentar